Aufruf Text - der Wunsch wäre das Festival im Tüwi und an der Boku zu machen. (deshalb ist hier mit mal reserviert und Details folgen)
 ***English version below***
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 Beyond western queer[1]_ feminism 6-9 Juni 2013, Wien

!! Planer*innen und Organisator*innen für ein transregionales
queer_feministisches fesival gesucht !!

Das, was im deutschsprachigen Raum unter (Queer_)Feminismus und Feminismen
verstanden wird, sind Konzepte, die oft für sich beanspruchen, die einzig
„Richtigen“ und „Gültigen“ zu sein. So werden queer_feministische Initiativen,
Aktionen und Gruppen aus „Ost-“ und „Südosteuropa“ häufig nur dann wahrgenommen
und anerkannt, wenn sie bestimmten westlichen Vorstellungen davon entsprechen,
wie (Queer_)Feminismus auszusehen hat. Im Zuge der westeuropäischen Rezeption von
queeren, queer - feministischen und feministischen Zugängen aus „dem Osten“ lässt
sich dann eine Aneignung oder Konsumption dieser Ideen und Handlungen beobachten.
Bei dieser Gelegenheit werden „die Anderen“ für die Bestätigung des eigenen,
westeuropäischen
Gedankenguts benutzt, häufig missinterpretiert oder in ihrer „Andersheit“
festgeschrieben. Ein Beispiel stellt dafür die breite westliche Rezeption des
feministischen russischen Punkkollektivs Pussy Riot dar. Abseits des kurzlebigen
Interesses der Presse und politischer Institutionen, wie etwa der EU oder
Menschenrechtsorganisationen, bildeten sich zahlreiche queer_feministische
Solidaritätsbewegungen in der „westlichen Welt“. Dabei fiel auf, dass nur ein
bestimmter Ausschnitt des Pussy Riot Kollektivs und dessen Protestes rezipiert
wurde (Pussy Riot sind sehr viel mehr Personen als die drei verhafteten
Aktivist*innen und ihre Aktionen umfassten weitaus mehr als das „Punkgebet“),
dass die Gegensätze vom „primitiven repressiven Osten“ und dem „progressiven
feministischen Westen“ in der Debatte immer wieder konstruiert und
festgeschrieben wurden und dass Pussy Riot schlussendlich auch zum popkulturellen
Konsumgut der queer_feministischen westlichen „Szene“ g
eworden sind (zu beobachten z.B. bei Peaches „free pussy riot“).

Die Idee, ein queer_feministisches festival zu veranstalten, das als
Ausgangspunkt die Kritik an der Hegemonie westlicher queer_feministischer
Konzepte hat und den Fokus auf Eigenrepräsentation, Selbstermächtigung und
Vernetzung legt, ist von uns, einigen Migrant*innen aus diesem imaginären Ort,
(Süd)Osteuropa, entstanden. Wir wollen ein festival ohne „Osteuropa“
-Expert*innenwissen, ohne das Sprechen über oder für „die Anderen“, ohne
Fremdrepräsentationen. Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, Aktivist_innen
Künstler_innen, Musiker_innen, politische Bildner_innen und Interessierte aus
unterschiedlichen feministischen und LGBTIAQQ-Kontexten und Ländern
zusammenzubringen, um einen Raum zu eröffnen für die Auseinandersetzung um
Repräsentationen, Differenzen und die darin eingebetteten (Macht)Verhältnisse.

Queer_feministischer Aktivismus in „Süd-Osteuropa“? Wo gibt es das, wie sieht er
aus und wer sind die Akteur_innen? Welche Gruppen und Formen des Aktivismus und
Protestes existieren in Ländern wie Russland, Polen, Serbien, Kroatien,
Slowenien, Mazedonien,
Belarus, Ukraine etc.? Was sind die Ausgangs- und Rahmenbedingungen für konkretes
politisches Handeln und welche Repressionsmechanismen wirken vor Ort? Welche
Formen der Solidarisierung sind im Hinblick auf Repression und Staatsgewalt
sinnvoll und notwendig? Wie können wir Heterosexismus, Transphobie, Homophobie
und anderen Unterdrückungsformen gemeinsam entgegentreten? Welche Diskussionen
müssen transregional innerhalb der queer_feministischen communities hinsichtlich
bestehender Differenzen und Machtverhältnisse geführt werden, damit dies möglich
wird? Diesen und vielen anderen Fragen wollen wir uns im Rahmen des festivals
widmen. Angestrebt sind Austausch, die „interne“ sowie transregionale
queer_feministische Vernetzung und der Aufbau eines nachhaltigen Netzwerkes.

Das nichtkommerzielle, selbstorganisierte D.I.Y. festival ist als ein mehrtägiges
event für den Zeitraum 6-9 Juni 2013 geplant, das Workshops, Vorträge,
Diskussionspanels, Werkstätten, eine Ausstellung und ein Musikfest umfassen soll.
Hier soll ein Freiraum entstehen für Begegnung, Austausch und Diskussion des
jeweiligen (Selbst)Verständnisses von queer_feministischem Aktivismus aus
unterschiedlichen Kontexten.

Damit das alles möglich wird, brauchen wir deine Hilfe! Das
Organisationskollektiv sucht weiterhin Menschen für die konkrete Planung und
Organisation des festivals. Bring dich und deine Ideen ein, jede Hilfe ist
willkommen! Informiere dich über unser nächstes Organisationstreffen und komm
einfach vorbei!

Auch die Organisation des festivals ist eine Möglichkeit der Selbstermächtigung
und Vernetzung, vor allem für Personen, die nicht aus dem deutschsprachigen Raum
kommen, entsprechende Erfahrungen mit Fremdzuschreibungen vom „Anderssein“ haben
und für die bestimmte Privilegien nicht selbstverständlich sind. Menschen, die
aus dem deutschsprachigen Raum kommen, sind im Organisationskollektiv willkommen,
sofern sie bereit sind, sich mit ihren Privilegien auseinanderzusetzen, sofern
sie das event unterstützen wollen, ohne vorab ihre Strategien und Ansichten
vorzuschreiben und sofern sie fähig und gewillt sind, zuzuhören.

Für alle weiteren Nachfragen: queerfem.activism@gmail.com
Frauen*referat der ÖH Uni Wien, frauenreferat@oeh.univie.ac.at
Referat für HomoBiTrans*-Angelegenheiten, homobitrans@oeh.univie.ac.at


[1] Als Organisationskollektiv ist es uns bewusst, dass „queer“ mittlerweile ein
sehr theorielastiger und akademischer Begriff ist, der auch immer mehr zum
Synonym von Konsum und einem bestimmten „schicken lifestyle“ wird. Dennoch oder
gerade deswegen haben wir uns dafür entschieden, diesen Begriff zu verwenden, um
uns „queer“ als Kampfbegriff wieder zurückzuholen und ihn im Raum Wien sichtbar
und stark zu machen. Es ist uns auch bewusst, dass „queer“ ein sehr westliches
und hegemoniales Konzept ist bzw. so gesehen wird, und dass sich im Kontext des
festivals nicht alle Menschen durch ihn angesprochen fühlen werden. Das ist auch
nicht beabsichtigt und die beschriebene Problematik wird im Rahmen des festivals
auch immer wieder thematisiert werden.
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Beyond Western queer[1]_feminism – June 6-9, Vienna

!! Planners wanted for a trans-regional queer_feminist festival !!

 What is understood as queer_feminism or feminisms in German-speaking contexts are
often concepts that claim to be the only “right” or “valid” ones. Queer_feminist
initiatives, actions and groups from “Eastern” or “Southeastern” Europe are often only recognized when
they match certain Western ideas of what queer_feminism should look like. In the Western
European reception of queer_feminist actions from “the East”, some kind of
consumption and appropriation is taking place. Here, “the Others” serve to
validate own Western conceptions, are often misinterpreted in their actions,
while being defined via their “Otherness”. An example for this process is the
wide Western reception of the Russian feminist punk collective Pussy Riot. Not
only was there a massive, but short-term interest shown by the media and
political institutions, such as the EU or human rights organizations, but also a
lot of queer_feminist solidarity movements were formed in the “Western world”. It
was striking that only a fracture of the Pussy Riot collective and their protests
was absorbed by the media and Western activists (Pussy Riot are more people than
the three arrested activists and their political actions were more than the
“punkprayer”), that images of the “backward, repressive East” and the
“progressive, feminist West” were reconst ructed and defined in the debate, and that Pussy Riot ultimately became a
pop-cultural consumer good to the Western queer_feminist scene. (see Peaches’
“Free Pussy Riot”)
Therefore we, a few migrants from this imaginary place called (South)Eastern
Europe, came up with the idea to organize a queer_feminist festival, which starts
off by criticizing the hegemony of Western queer_feminist concepts and focusing
on self-representation, empowerment and networking. We want a festival without
“experts” on “Eastern” Europe, without speaking about or for “Others”, without
external representation. Our goal is to bring together activists, artists,
initiators of political actions and interested people from various feminist and
LGBTIAQQ-contexts and to create a safe space for debating and examining
representations, differences and imbedded power-relations.

Queer_feminist activism in “Eastern” Europe - Where does it take place, what does it
look like, who are the activists? What groups and what forms of activism exist in
Russia, Poland, Serbia, Croatia, Slovenia, Macedonia, Belarus, Ukraine, Hungary, etc.?
What are the basic conditions and determining factors for political actions? Which mechanisms
of repression exist? What forms of solidarity are necessary and useful when it
comes to suppression by local authorities? How can we fight heterosexism, trans*phobia,
homophobia and other forms of oppression together? What discussions concerning
differences and power-relations need to take place trans-regionally within
queer_feminist communities, to make actions successful? In the course of the
festival we would like to discuss those and many other questions. Our goals are
exchange and communication, “internal” as well as trans-regional linking-up of
activists, and to build a long-lasting, sustainable, queer_feminist network.

This noncommercial, self-organized D.I.Y festival is planned in Vienna for June
6-9, 2013. We would like to include workshops, lectures, panel discussions, an
exhibition, concert and party. It should become a safe space for meeting,
exchange and discussion of the particular understandings of queer_feminist activism in different contexts.
To make this happen, we need your help! The organization collective is still
looking for people who want to help planning and organizing the event. Bring in your ideas!
Every form of help is welcome! Just join us at our next meeting!

The organization of the festival can also be a form of self-empowerment and
networking, especially for people who are not from the German-speaking area and have made
experiences with being “the Other”. People from the German-speaking area are
welcome too, as long as they are willing to reflect on their privileges and
positions, want to support the event without holding on only to their own
strategies and ideas, and are able and open enough to listen.

For all further questions etc.: queerfem.activism@gmail.com
Frauen*referat der ÖH Uni Wien, frauenreferat@oeh.univie.ac.at
Referat für HomoBiTrans-Angelegenheiten, homobitrans@oeh.univie.ac.at


 [1] We are aware that by now, „queer“ is a highly theoretical and academic term,
which at the same time becomes more and more linked to consumerism and a certain
“chic lifestyle”. Nevertheless we decided to use it for our cause, to
re-implement it to signify a form of fight, and to make it visible and strong
again. We are also aware, that “queer” can be seen as a Western hegemonic concept
and that in the course of the festival it will not appeal to everyone. One of the
purposes of the festival will be to discuss exactly these problems