Tüwi – ein Verein, eine Bewegung, ein Lokal, das oft im Zusammenhang mit Wörtern wie selbstverwalteter, nichtkommerzieller, emanzipatorischer Raum und  Freiraum genannt wird. Diese Bezeichnungen lösen längst schon keine Fragezeichen mehr in uns aus, weil wir ihnen im täglichen Leben ständig begegnen.
Doch genau diese Wörter sind es, die den Tüwi von anderen Lokalen  und Projekten unterscheiden und genau sie sind der Grund, warum es unerlässlich ist, dass der Tüwi weiter bestehen bleibt.

Der Verein Tüwi besteht nicht aus einer konstanten und homogenen Masse Mensch, die den Raum gestaltet, sondern es handelt sich hierbei um eine sich permanent verändernde,  wachsende und schrumpfende Gruppe an Personen, die sich für eine gewisse Zeit engagieren wollen. Dadurch, dass ständig neue Tüwis kommen entsteht natürlich auch viel Durcheinander und Prozesse werden in regelmäßigen Abständen wieder und wieder durchlaufen, aber auf der anderen Seite verhindert es eine Stagnation und eine Bewegungslosigkeit. Jede Person ist eingeladen sich und seine/ihre Ideen einzubringen und den "Raum frei" zu gestalten. Einzige Bedingung ist, dass es zu keinen sexistischen, rassistischen oder diskriminierenden Handlungen kommt.


Hier ist jedeR ihre/sein eigeneR ChefIn und wir unternehmen den täglichen Versuch uns den herkömmlichen Hierarchien zu entziehen, Teile unserer Sozialisation zu überwinden und uns auf einer gleichberechtigten Ebene zu begegnen und zu kommunizieren.
Das beinhaltet auch, dass Arbeiten nicht an irgendeineN "Schani" abgeschoben werden können, sondern wir machen`s selbst, oder es passiert eben nicht.
Es bedeutet aber auch, dass mensch selbst ständig zupackt und dadurch unglaublich viel lernt. TischlerInnenarbeiten, Verfließen, Organisieren, Plakatieren, Technik, Putzen, Kochen, das Aufstellen von Medienkontakten und all die unendlich vielen  anderen Sachen, die es braucht, um ein Lokal zu führen.
Ein wichtiger Punkt ist auch der nicht kommerzielle Aspekt des Beisls. Das bedeutet, dass es im Tüwi nicht darum geht Profit orientiert zu wirtschaften und Veranstaltungen, die kein Geld bringen, wegzurationalisieren, sondern darum Neues auszuprobieren und gute Ideen zu fördern und zu ermöglichen. Was "gut" ist wird gemeinschaftlich im wöchentlichen Plenum entschieden, wo zumeist solange diskutiert und argumentiert wird bis eine basisdemokratische Lösung (ohne Gegenstimmen) gefunden wird.
Auf diese Art werden unmögliche Projekte möglich, wie zum Beispiel unser neu eröffneter Hofladen. Vielleicht muss er schon bald wieder zusperren und war dann nicht profitabel, aber die Versorgung mit regionalen und fairen Bioprodukten durch Kleinhandel wiegt für uns schwerer als ein Profitgeschäft. Wert war es den Aufwand allemal.


Und Räume dieser Art gibt es viel zu wenige. In Wien sind sie wahrscheinlich an einer  Hand abzuzählen. Das heißt, eigentlich sollte das Thema nicht sein "wie erhalten wir den Tüwi", sondern wie schaffen wir mehr solcher Räume.

Doch komischer Weise ist dieses Denken auf Wiens Unis und im Speziellen auf der Boku fremd. Gewertet wird hier, allem Anschein nach, nach rein nach ökonomischen Prinzipien, was man sich gerade von einer Uni eigentlich nicht erwarten würde. Schließlich hat sie ja mehr Aufgaben als die  Lehre reinen Fachwissens.
Die/der ein oder andere mag an dieser Stelle die Augen verdrehen, weil das Thema "Tüwi bleibt" schon ein alter Hut ist, der zur Boku gehört wie das Tüwi selbst. Doch an dieser Stelle wollen wir entschieden "nein!" sagen! Das Problem ist so aktuell wie noch nie, da von Seiten der Uni geplant ist das Gebäude Türkenwirt nicht mehr anzumieten und ohne Lokal und Versammlungsmöglichkeit stirbt die Idee Tüwi. Dass davon aber schon seit Jahren die Rede ist lässt 2 Schlüsse zu: 1.) der Verein wird trotz seiner Vielzahl an Aktivitäten und Aktionen nicht auf der Uni gewünscht und die Wegnahme der Räumlichkeiten ist die einfachste Lösung um den Betrieb einzustellen. 2.) diese Hinhaltetaktik ist ein bewusst gesetzter Schritt von Seiten des Rektorats, denn keine Gruppe hält auf Dauer die Belastung einer Existenzbedrohung aus. In jedem  der vergangenen Jahre war irgendwann die Rede von einer baldigen Räumung. Das bewirkte, dass viel Energie unsererseits in den Erhalt des Tüwis geflossen ist und wir weniger Zeit hatten uns um den "normalen" Vereinsbetrieb  und um Kulturveranstaltungen zu kümmern. Wir haben uns schon so an die ständige Bedrohung gewöhnt, dass  wir beinahe die Wichtigkeit der momentanen Situation verkannt hätten und unsere Mobilisierungskraft geschrumpft wäre.
Aber wir lassen uns nicht weiter hinhalten. Wir fordern ernsthafte Lösungen zum Erhalt des Freiraums Tüwi in seiner jetzigen Form mit Kaffeebetrieb, Bioladen und Veranstaltungsraum.
Wie heißt es so schön: wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Und wir wissen was wir wollen.

Jede Person, die uns unterstützen will oder selbst aktiv werden möchte, ist eingeladen zu einer Infoveranstaltung mit Volxküche im Tüwi  am Sonntag, den 22.1.06 um 16.00

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